Romeo und Julia

20. November 2007 | Von | Kategorie: Blickwinkel, Das philosophische Menuett, Erweiterter Narzimus - oder einfach Liebe und so, Stadtgeschichten

Man hat die Kritiken zur Hartmann´schen Romeo und Julia Inszenierung geflissentlich überhört- und lesen und konnte so ganz vorbehaltslos dem Liebesdrama lauschen, als es im Burgtheater seinen Lauf nahm.

Und da es sich beim Theater spielen um die szenische Wiedergabe des geschriebenen Wortes handelt und dargebotenen Bilder per se nach einer ästhetischen Reaktion verlangen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass es vonseiten des Publikums heftige Äußerungen zum Bühnengeschehen gab. Denn während das geschriebene Wort vornehmlich unsere Vorstellungskraft fordert, treffen uns Bilderfluten in ihrer Unmittelbarkeit in unserem Empfinden und provozieren Emotionen. Wenn das Ganze dann auch noch mit einem entsprechenden Geräuschpegel einhergeht, darf es nicht weiter verwundern, wenn die Reaktionen dementsprechend heftig ausfallen. Und so gab es einerseits die erzürnten Vorstellungsverlasser und Buhrufer, andererseits aber auch eine Menge von gänzlicher Begeisterung beseelter Lauscher.

Selbst stellt man sich nach der in allen Punkten als großartig wahrgenommenen, Vorstellung die Frage, wie es kommt, dass Romeo und Julia seit Jahrhunderten als Innbegriff romantischen Liebeswerbens gehandelt werden. Ist es nicht viel mehr genau das Gegenteil, nämlich das Aufzeigen eines liebestechnischen Irrweges, den eine streng hierarchische und patriarchale Gesellschaft vorgegeben hat und aus dem es zumindest aus Sicht der Frau nur den Ausweg in Morpheus todbringende Arme oder die eines geifernden Alten gibt. Ist es nicht die totale Verneinung des Ich und die Auslöschung der eigenen Individualität und steht damit doch in krassem Gegensatz zu den Grundfesten der Romantik und zeigt vielmehr eine schnörkellose Realität, die es auch in heutiger Zeit, wenn auch in abgewandelter, aber gleichermaßen tödlichen Ausprägung gibt, wenn etwa Staaten zum hinterfragenswerten Wohl der Weltbevölkerung Kriege führen. Es ist doch ein Paradoxon im Tod einzelner das Heil vieler zu suchen, lebt eine Gesellschaft doch von den Lebendigen und nicht von den Toten.

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