Vom Gemüsebeet ins Belebungsbecken – ein Ausflug in die Hauptkläranlage

8. August 2011 | Von | Kategorie: Reiselust, Stadtgeschichten

Am vergangenen Samstag hieß es im Nachbarschaftsgarten Macondo nicht nur „Erinnern & Erzählen„, sondern auch die nahgelegene Kläranlage zu erkunden. Schließlich gibt es thematisch durchaus einen Zusammenhang – Stichwort: Kompost. So machte sich die Gartencrew am frühen Nachmittag auf den Weg in die ebs Hauptkläranlage – Wiens einzige und Europas größte Anlage dieser Art, und ein international rennomierter Musterbetrieb.

Die Beine waren bereits schwer von der Veranstaltung und der Spaziererei am Vormittag und man war sehr froh, dass es erstmal eine ca. 15-minütige Videoeinführung ins Thema gab. Der Vortragsraum war kühl, das Filmchen abwechslungsreich und so fühlte man sich in Windeseile gestärkt für die Besichtigung der Kläranlage. Dass es hier bereits in der ersten Betriebshalle zum olfaktorischen Armageddon kommen würde, konnte man sich zwar denken, die Heftigkeit der sinnesbetäubenden Duftnote traf einen dann aber doch unvorbereitet. Auch fürs Auge kein Dreck, die Sache – im wahrsten Sinne des Wortes. Glücklicherweise hatte man die wohlriechenden feh „lotion“ Taschentücher dabei, die einem trotz der suboptimalen Geruchsumgebung, ein duftes Atemerlebnis ermöglichten. Danke feh!

Und weil man ja immer alles genau wissen muss, schaute man auch bei der Rechenanlage besonders genau hin. Da werden die Schwimm- und Schwebstoffe rausgefiltert. Ja, und da schwimmt und schwebt noch so einiges an bröckeligem Zeug – also Augen und Nase zu und weiter im Programm, das dann zuerst einmal mit Frischluft aufwarten konnte. Eine wahre Erlösung. Und man erblickte im üppigen Grün des Betriebsareals kuschelige Eselsohren, einen feuerrote Früchte tragenden Hagebuttenstrauch und eine Schildkrötenkolonie, die ihren Weg ins Wiener Entsorgungsgebiet tatsächlich über den Abwasserkanal, und hier tierliebende Retter und ein neues Zuhause fand.

Nach kurzem Marsch übers Gelände, ging es hinauf aufs Dach der Kläranlage mit wunderschönem Rundumblick übers Gelände und auf die Großstadt samt Hügelsaum am Horizont. So ließ sich der Vortrag des freundlichen Herrn von der Kläranlage auch wieder aufmerksam verfolgen, obwohl man bei der Liebe zum Detail fast schon zur Kläranlagenfachfrauprüfung antreten hätte können. Dann noch kurz den Kontrollraum besichtigt und wieder Facts & Figures zur Anlage – diesmal am Miniaturmodell.

Jetzt ist aber genug. Zweieinhalb Stunden Kläranlagenführung sind zwar ganz grundsätzlich ein unglaublicher Dienst am Kunden – Danke Stadt Wien! – aber auch eine Herausforderung an einem hitzeschwülen Augustnachmittag.

Die Grillerei im Nachbarschaftsgarten war danach mehr als verdient und auch das Einzige, wozu man an diesem Tag noch in der Lage war. Und thematisch war man auch schon wieder voll bei „Erinnern & Erzählen“, gab es doch im Nachbargarten ein großes Familienfest, nachdem es nach Jahrzehnten der Trennung für Ramon und seine Brüder zum Wiedersehen mit der Mutter aus Chile kam. Die greise Dame war drei Monate zu Gast in Wien und wurde Samstag Nachmittag von der ganzen Familie zum Flughafen gebracht und trat dort die Heimreise an.

Währenddessen wurde im Nachbarschaftsgarten eine Sitzbank gezimmert, von Hobbytischler und Nachbargärtner Michael ein Tisch geliefert und zu guter Letzt dann auch der Ziegelgrill angeworfen und gegrillt.

Maria – die gute Fee des Nachbarschaftsgarten – kredenzte Nussschnaps als Digestive und man vernaschte das eine oder andere Blatt Rucola zur Verdauung – womit sich der Kreis auch schon wieder schließt und wir wieder beim Ausgangsthema angelangt wären – dem Kreislauf der Dinge.

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