Höhlisch gut

26. Mai 2008 | Von | Kategorie: Musikautomaten

„Get ready to shoot yourself“ mit diesem Aufruf zum kollektiven Suizid begrüßte ein lichttechnisch in diabolisches Rot eingehüllter Nick Cave seine Glaubensgemeinschaft im Wiener Gasometer. Unterstützt durch einen geigenden Waldschrat und eine furios aufspielende Band bot der mittlerweile 51jährige Sangesbruder aus dem fernen Australien eine mehr als bewundernswerte Performance – selbst schwächelte man gegen Ende der Aufführung und hatte statt Bühnen- freie Sicht auf sich im Takt wiegende Erbsenpöpös, oder solche, die es einmal waren, oder wieder werden wollen. Der Zahn der Zeit ist einfach gnadenlos.

So ging auch Herrn Cave bei mit jugendlichem Zorn zu singenden Liedern wie dem wonderfully mercy seat ein wenig die Luft aus – es fehlte einfach der Vocal Backup eines Herrn Bargeld, dessen Bandausstieg auch Jahre danach noch aufs Tiefste zu betrauern ist. Dafür gab es aber den ship song in einer gar liebreizenden Version und auch der all-time-favorite let love in fand seinen Platz in der Setlist.

Dem armen Lazarus wurde einmal mehr der Vorschlag der Selbstbestattung unterbreitet, offensichtlich sind Auferstehungen aber permanent wiederkehrende Ereignisse und so darf man auch durchaus davon ausgehen, dass Reverend Nick nicht so schnell von der Bühne verschwinden wird.

Wenn sich der Welt-und Liebesschmerz im Alter in so motivierte Lebensfreude verwandeln lässt, darf man getrost der eigenen Verwelkung ins Auge blicken und schlummert trotz tinnitusierten Ohren friedlich dem kommenden Morgen entgegen.

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