Kannibalismus

28. März 2007 | Von | Kategorie: Blickwinkel

Der Vermarktungsapparat der Künstlerin lädt zur Sonderführung ins MAK. Die Selbstinszenierung funktioniert hervorragend. Das 80iger Jahre Ensemble ist vom Feinsten, Puffärmel mit Schulterpolster selbstverständlich. Die scheckigen Cowboyboots geben die nötige Bodenhaftung, die Lippen in trash-poppigem Blau und die Perücke mit mèches sitzt etwas verdreht am Kopf. Man gibt vor müde zu sein. Der Jetlag halt, weil gestern ja noch im Brooklyn Museum. Très chic.

Das kunstbeflissene Publikum ist hin und weg, hängt an den Lippen der Vortragenden, die dann auch gleich einen kleinen erschöpfungsbedingten Zusammenbruch inszeniert. Bumm. Da liegt die Künstlerin dann auch schon auf dem Boden. Zu Füßen der Zuhörer- und seherschaft rezitiert das selbst geschaffene Kunstobjekt dann aus Selbstverfasstem. Man ist ganz hingerissen von der Flut an Selbstdarstellung, die den ganzen Raum erfüllt. Konterfeis der Künstlerin an den Wänden, selbige im filmischen Porträt mit Dr. Love auf den Osterinseln unterwegs und dazwischen soweit das Auge reicht männliche Lustorgane. Très jolie.

Am Ende der Ausstellungsbegehung beklagt sich dann eine Teilnehmerin über die Missachtung des demokratischen Prinzips. Die Künstlerin verweigere sich dem Publikum, da sie die Grenzen der Kommunikation vorgebe. Da steige ich dann aus, denn wer geht schon ins Theater, um sich am Bühnendialog zu beteiligen? Entzückend dann der ältliche Kunstgroupie mit Pagenkopf, der an die innigst verehrte Künstlerin eine Rose überreicht. Zum Grande Finale dann noch eine Portion Selbstekel. Ein Teilnehmer bekennt sich schuldig ein Mann zu sein und schämt sich dafür – für das Geschlecht, versteht sich. Nun denn, dessen kann man sich in diesem Fall ja recht schnell entledigen. Schnipp, Schnipp. Welch gelungener Abend!

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