Freiwillig

5. April 2007 | Von | Kategorie: Blickwinkel

Niesen, husten, dann ein wenig Geröchel, schluck, Nase putz und das Ganze wieder von vorne. Das sind nicht etwa die unvermeidbaren Nebengeräusche im Warteraum einer Arztpraxis. Nein, das war die gestrige Hintergrundbeschallung im Filmkasino. Und wenn sich zu regelmäßigen Bazillensprühattacken durch die unbekannte Sitznachbarin auch noch eine Filmgeschichte gesellt, die einer Aneinanderreihung von Klischees gleicht und man sich schon fragen darf, was denn nun bitte die Geschichte sein soll, weil armes Mädchen aus der Karibik wird in Europa ausgenutzt, mit dem HI-Virus infiziert und fährt dann geläutert und vor allen Dingen aus freien Stücken (!) wieder nach Hause, ist mir dann doch etwas zu platt und vor allem hinkt die Sache mit der Freiwilligkeit. Da hilft dann auch Manu Chao´s musikalerischer Wiedergutmachungsversuch nichts. Der cineastische Abend ist gelaufen.

Doch plötzlich steigt die Stimmung exorbitant, den Herren Fuchs & Kraker sei an dieser Stelle in höchstem Maße gedankt. Pro Pain aus NYC donnern aus den Lautsprecherboxen des rollenden Wohnzimmers. „Fuck the system“ and so on erinnern die Hörerin an alte Zeiten, als man noch mit Herrn Meskil und seinen Kumpanen um die Häuser zog. Klischeemäßig ein nahtloser Übergang vom Prinzessinnenfilm zu den testosterongeschwängerten Brachialklängen. Sex, Drugs, Rock´n Roll und viel (Seelen)schmerz, den letztere einfach rausbrüllen, während sich die filmische Aufbereitung in versuchter Intellektualisierung versteigt. Leiden muss unmittelbar sein, sonst wird´s zur Qual. Aber zum Glück ist ja alles nur vorübergehend.

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