Reinigung

10. April 2007 | Von | Kategorie: Blickwinkel

Ostern ist vorüber, die Wohnung blitzblank und frau am überlegen, ob das jetzt eine Art putztechnischer Auferstehungsprozess war, oder vielleicht doch schleunigst ein professioneller Reinemachdienst beauftragt werden sollte, ein tiefenpsychologischer, in diesem Falle.

Doch wenn der Ausflug in den Orient wie schon die Jahre zuvor ausfällt, bleibt als phallisches Ersatzmotiv zum Lusttempel am Tiefen Graben schlichtweg nur der Staubwedel. Und das hat durchaus auch seine Vorteile. Denn in Windeseile haben so die eigenen vier Wände aus bakteriologischer Sicht die Güte eines High-Class-Operationssaals, selbst für die Gardinen gibt es einen UV-Schutz. In Zeiten permanenter Bedrohung, ich sage nur „Killerasteroide“, sicherlich nicht das Schlechteste.

Aufgrund des reinigenden Hochleistungssports wird zudem der eigene Körper vor Fettansatz, Cholesterinansammlung und ähnlichen lebensverkürzenden Faktoren geschützt. Es fehlt schlichtweg die Zeit zum Verzehr kulinarischer Erweckungsspezialitäten à la Osterei & Co.

Der Höhepunkt des Reinemachens, sozusagen die putztechnische Weihfeier, findet schließlich im Badezimmer statt. Hier werden mittels Zahnbürsterl die Fugen auf Blendax-Weiß poliert. Ein Vorgang, der ob des stetigen und höchst ausdauernd betriebenen Geschrubbes einer meditativen Versenkung gleichkommt. Somit kommt auch der Geist auf seine Rechnung, beim Putzmarathon.

Am Ende des Tages sind die Finger dann verschrumpelt und tragen jene aufgeweichte Blässe, die eines Gummihandschuhs entledigten Gliedmaßen eigen ist. Wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Die, also die Ausnahmen, tragen dann allerdings bloß Gummi ohne Handschuh. Vorm Verschrumpeln sind sie trotzdem nicht gefeit.

Das zeigt sich dann auch des nächtens in der Flimmerkiste. Weil solange das eigene Kisterl leer bleibt, holt man sich die Sozialkontakte aus dem Kabelfernsehen, ganz im Sinne des Cocoonings. Ein Trend, dem schon der Herr aus Nazareth folgte, saß doch auch er allein im Höhlenkämmerlein. Ob es an einer audiovisuellen Performance durch Maria M. lag, dass er dann gen Himmel fuhr, ist bis dato ungeklärt. Womit Ostern auch im nächsten Jahr seine Berechtigung haben dürfte. Den Putzwedel wird´s freuen.

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