Entsorgung

10. Mai 2007 | Von | Kategorie: Stadtgeschichten

Mülltrennung in der Großstadt hat so seine Tücken. Nicht nur, dass bei steigenden Temperaturen das Bioküberl zu einer echten Herausforderung für das Riechorgan wird, auch der Weg zur Müllinsel kann es in sich haben. Da schleppt man Alu-, Glas- und Plastikabfall erst kilometerweit durch die Stadt, um sich schlussendlich beinahe selbst zu entsorgen. Und das geht so.

Die Sinne vom Odeur der magistratseigenen Koloniakübel leicht getrübt und in einem aufgrund minutenlanger „Deckel abschrauben und in den Alucontainer – Flasche entkorken und in den Glascontainer – werf – klesch – bumm – Aktion“ leicht entrückten Geisteszustand, nähert man sich gegen Ende des Entsorgungsvorganges einem transzendental-meditativen Aufmerksamkeitsniveau, welches nicht wirklich kompatibel mit dem örtlichen Großstadtverkehr ist. Und so trottet man dann mit den geleerten Müllkörberln Richtung Heimat und findet sich nach einem kleinen Stolperer doch glatt auf einem schwarzen Samtüberwurf wieder, der mit einschlägig bekannten güldenen Sternen bestickt ist. Da funkt Kleinhirn an Großhirn dann Panik, weil man sich urplötzlich der Tatsache gewahr wird, dass das jetzt kein Tagtraum, sondern der ganz und gar reale Laderaum eines Leichenwagens ist, samt eindeutiger naphthalinöser Geruchskulisse.

Und plötzlich tun sich für Frau Guck-in-die-Luft ganz viele Fragen auf. Warum parkt das lokale Bestattungsunternehmen den Luxusentsorgungsapparat auf dem Gehsteig. Warum ist die Ladeklappe offen und steht wie zum Hürdenlauf positioniert mitten im Fußgängerverkehr. Und seit wann wird in Privat-Krankenanstalten überhaupt gestorben?

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