Strafe muss sein!

20. Oktober 2010 | Von | Kategorie: Stadtgeschichten

Da fährt man seit 33 Jahren Klapprad und dann das – ein Strafzettel! Und das nicht wegen der an den Tag gelegten Minusgeschwindigkeit, sondern wegen ebendieser auf einem Gehsteig. Dazu muss allerdings erwähnt werden, dass sich dieser im verschlafenen Schlösselgässchen befindet, in dem sich der Verkehr primär auf den dort gelegenen Swingerclub reduziert – und da auch nur indoor.

So fand man sich also mutterseelenallein auf einem Gehsteig und das auch nur, weil die Fahrbahn von einem über die Straße ragenden Baugerüst verstellt war. Dass es sich um eine Einbahnstraße gehandelt hat und man in der falschen Richtung unterwegs gewesen wäre, sei jetzt nicht weiter abgehandelt, da dies im nur suboptimal ausgebauten Wiener Radnetz oftmals die einzige Möglichkeit darstellt, will man nicht mit der Kirche ums Kreuz radeln, was man nämlich genau in diesem Grätzl müsste.

Da entschwindet man also zwischen Baugerüst und Häuserwand auf einem high-noon-anmutenden Gehsteig, hört zwar hinter sich aufgeregtes Gezeter, bezieht es aber nicht auf sich und eiert gedankenverloren in Richtung Alser Straße.

Die Gehsteigfahrt endet nach 10 Metern und man ist längst wieder auf der Fahrbahn als hinter einem die Reifen quietschen und man ganz in alter Miami-Vice-Manier von einem Polizeiauto gestoppt wird. Filmreif die Aktion – vor allem auch wegen des eifrigen Herrn Jungpolizisten, der hochmotiviert aus dem Fahrzeug springt und amtshandelt.

Man wusste bis dato gar nicht, dass es auch Geschäftslokale in der Schlösselgassse gibt und deren schaulustige Inhaberschaft wahrscheinlich immer noch nicht, warum die SOKO Schlösselgasse heute Jagd auf eine rosakapuzte Brillenträgerin auf quietschgelbem Spielzeugfahrrad machte. Aber aus ihrer Lethargie gerissen hat es sie allemal, die Geschäftsleute – das Polizeiduett möglicherweise auch.

Das Geldbörserl wurde dank dieser Aktion um 21 Euro erleichtert und das trotz superdevoten Büßerinnenverhaltens. Leider hat dieses nicht gezogen beim jungspundigen Freund und Helfer, der sich vor der diensterfahrenen Kollegin profilieren wollte und den Sprechdurchfall der, bei einer Misssetat ertappten Radfahrerin mit den Worten „Entweder Sie zahlen gleich, oder es gibt eine Anzeige – und das wird teuer.“ stoppte. Man bekam dann von der, die Angelegenheit scheinbar auch eher als Groteske aber berufsbedingt zu ahndende Straftat wahrnehmende Polizeibeamtin wenigstens noch den mitfühlenden Rat, sich in Zukunft an die Straßenverordnung zu halten, dann wäre die Strafe hochgerechnet auf die noch verbleibenden Jahre im Straßenverkehr bloß ein paar Cent im Jahr. Eine schlichte Abmahnung hätte es aber auch getan.

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