aspern UNCOVERED präsentiert Lieder des Widerstands

25. Juni 2011 | Von | Kategorie: aspern UNCOVERED, s.o.s. workspace

Von unserem Besuch beim Chor der Musikschule Donaustadt haben wir das Lied „Sog nit kejnmol“ – zu deutsch „Sage niemals“ mitgebracht. Der Text stamt vom jiddischsprachigen Dichter Hirsch Gilk, der den Aufstand im Ghetto von Vilnius erlebte und vor diesem Hintergrund auch das Lied „Schtil, di Nacht“ geschrieben hat, das an Witke Kempner erinnern soll. Ein Mädchen, das sich gegen die Nazi-Diktatur aufzulehnen versuchte und dabei den Tod fand. An dieser Stelle möchten wir auch auf die Publikation der Universität Frankfurt mit dem Titel „Jiddische Lieder gegen die Nazis“ verweisen, die sich mit dem Thema des „musikalischen“ Widerstands gegen das „Dritte Reich“ beschäftigt und sich hinter diesem Link versteckt. Im Folgenden stellen wir Ihnen auch die beiden Lagerlieder „die Moorsoldaten“ und das „Dachaulied“ vor. Jetzt aber der Chor der Musikschule Donaustadt mit seiner Interpretation von „Sog nit Kejnmol“ und im Anschluss der Text zum Lied in jiddischer und deutscher Sprache.

Sog nit kejnmal / Sage niemals

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sog nit kejnmol, as du geejst dem letztn wejg, chotsch himlen blajene farschtelen bloje tejg. kumen wet noch unser ojssgebenkte scho, ss’wet a pojkton unser trot; mir senen do.fun grinem palmenland bis wajtn land fun schnej mir kumen on mit unser pajn, mit unser wej, un wu gefaln is a schpriz fun unser blut, schprozn wet dort unser g’wure, unser mut.ss’wet die morgenschu bagildn uns dem hajnt, und der nechtn wet farschwindn mitn fajnd. nor oib farsamen wet di sun un der kajor, wi a parol sol sajn doss lid fun dor zu dor.dos lid geschriben is mit blut und nit mit blaj, ss’is kejn lid fun a fojgl ojf der fraj, doss hot a folk zwischn falendike went, doss lid gesungen mit naganness in de hent.to sog nit kejnmol, as du gejst dem letzten wejg, chotsh himlen blajene farshtelen bloje tejg. kumen wet noch unser oijssgebenkte scho
ss’ wet a pojkton unser trot: mir senen do!

sage niemals, dass du den letzten weg gehst, wenn auch bleierner himmel den blauen tag verdeckt, kommen wird noch unsere erträumte stunde, dröhnen wird unser schritt: wir sind da!von dem grünen palmenland bis zum fernen land des schnees kommen wir mit unserer pein, mit unserem weh. und wo ein tropfen von unserem blut geflossen ist, wird unser heldentum sprießen, unser mut.es wird die morgensonne uns das heute vergolden, und das gestern wird verschwinden mit dem feind. und wenn die sonne und das frührot ihre pflicht versäumen, soll das lied die parole sein von geschlecht zu geschlecht.das lied geschrieben mit blut und nicht mit blei, es ist kein lied des volkes in der freiheit, es hat ein volk zwischen einstürzenden wänden dieses lied gesungen mit pistolen in den händen.sage niemals, dass du den letzten weg gehst, wenn auch bleierner himmel den blauen tag verdeckt. kommen wird noch unsere erträumte stunde. dröhnen wird unser schritt: wir sind da!

Die Moorsoldaten

Hören Sie nun das Lied „die Moorsoldaten“. Dieses entstand 1933 im KZ Börgermoor und wird auch Moorlied oder Börgermorlied genannt. Der Text stammt von Johann Esser und Wolfgang Langhoff, die Musik von Rudi Goguel. Alle drei waren als politische Gefangene in diesem Konzentrationslager nahe der niedersächsischen Stadt Papenburg inhaftiert. Alle drei überlebten die Nazi-Diktatur.

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Wohin auch das Auge blicket, Moor und Heide nur ringsum. Vogelsang uns nie erquicket, Eichen stehen kahl und krumm. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Hier in dieser öden Heide ist das Lager aufgebaut, wo wir fern von jeder Freude hinter Stacheldraht verstaut. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Morgens ziehen die Kolonnen in das Moor zur Arbeit hin, graben bei dem Brand der Sonnen, doch zur Heimat steht ihr Sinn. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Heimwärts, heimwärts! Jeder sehnet sich nach Eltern, Weib und Kind. Manche Brust ein Seufzer dehnet, weil wir hier gefangen sind. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Auf und niedergeh´n die Posten, keiner, keiner kann hindurch. Flucht wird nur das Leben kosten. Vierfach ist umzäunt die Burg. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Doch für uns gibt es kein Klagen. Ewig kann´s nicht Winter sein. Einmal werden froh wir sagen: Heimat, du bist wieder mein! Dann zieh‘n die Moorsoldaten nicht mehr mit dem Spaten ins Moor.

Dachaulied

Das „Dachaulied“ entstand – wie der Name erahnen lässt – im Konzentrationslager Dachau nahe München. Als Marsch- und Durchhaltelied galt es der moralischen Unterstützung der Häftlinge. Text und Musik stammen von den beiden österreichischen Häftlingen Jura Soyfer und Herbert Zipperer. Soyfer, ein rennomierter Schriftsteller, starb 1939 im KZ Buchenwald an Thyphus. Zipperer, Komponist und Musikpädagoge, konnte im selben Jahr aus dem Konzentrationslager „freigekauft“ werden und flüchtete auf die Philippinen.

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Stacheldraht, mit Tod geladen, ist um uns’re Welt gespannt. D’rauf ein Himmel ohne Gnaden sendet Frost und Sonnenbrand. Fern von uns sind alle Freuden, fern die Heimat, fern die Frau’n, wenn wir stumm zur Arbeit schreiten, Tausende im Morgengrau’n. Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt und wurden stahlhart dabei. Sei ein Mann, Kamerad. Bleib ein Mensch, Kamerad. Mach ganze Arbeit, pack an Kamerad. Denn Arbeit, Arbeit macht frei. Vor der Mündung der Gewehre leben wir bei Tag und Nacht. Leben wird uns hier zu Lehre, schwerer als wir’s je gedacht. Keiner mehr zählt Tag‘ und Wochen, mancher schon die Jahre nicht. Und so viele sind zerbrochen und verloren ihr Gesicht. Schlepp den Stein und zieh den Wagen, keine Last sei dir zu schwer. Der du warst in fernen Tagen, bist du heut‘ schon längst nicht mehr. Stich den Spaten in die Erde, grab dein Mitleid tief hinein, und im eig’nen Schweiße werde selber du zu Stahl und Stein. Einst wird die Sirene künden; auf zum letzten Zählappell. Drau en dann, wo wir uns finden bist du, Kamerad zur Stell‘. Hell wird uns die Freiheit lachen, vorwärts geht’s mit frischem Mut. Und die Arbeit, die wir machen, diese Arbeit, sie wird gut.

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