[Mehrblick Blogparade]: Besinnung auf echtes Unternehmertum – eine Anmerkung
15. November 2011 | Von coma | Kategorie: Blickwinkel, Das philosophische MenuettOb es Journalistinnen und Journalisten als unkundig ausweist, wenn sie den Begriff des Unternehmers nicht nach Schumpeter definieren, darf hinterfragt werden – gleiches gilt für die breite Öffentlichkeit. Schumpeter ist gut, aber die Möglichkeit entsprechender Interpretationsfreiräume besser – zumal auch keine allgemeingültige Definition des Unternehmerbegriffes existiert.
Daher die Frage, warum eine innovativ agierende und angestellte Managerin eines Großkonzerns, nicht als Unternehmerin resp. ihr männlicher Counterpart als Unternehmer betitelt werden sollten. Nehmen sie ihre Aufgabe ernst, tragen sie das gleiche Risiko wie der „freie“ Unternehmer, die freie Unternehmerin. Nämlich nicht vordergründig den Verlust von Kapital, sondern das Schicksal ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Hand zu haben. Gerade dies sollte, zumindest meinem Verständnis nach, einen Unternehmer von „bloßen“ Geschäftsleuten unterscheiden. Unternehmertum ist keine Geschäftemacherei, sondern die Übernahme ökonomischer und damit auch sozialer Verantwortung – durchaus profitabel und nicht zwingend in monetär messbaren Dimensionen, aber mit Weitsicht und nachhaltiger Wirkung. Ob das nun in einem Angestelltenverhältnis, oder in einer selbstständigen Tätigkeit passiert, scheint mir für das, was eine „unternehmerische“ Persönlichkeit auszeichnet, zweitrangig.
In diesem Sinne möchte ich mich hier auch nicht weiter in Begrifflichkeiten verlieren, sondern festhalten: “UnternehmerInnen bauen auf. Sie schaffen. Die Grundfesten der Gesellschaft.“
Wie jene 82jährige Wirtin in der oberösterreichischen Provinz, die nach dem frühen Tod des Ehemanns dessen Gasthaus übernehmen musste. In den Nachkriegsjahren, als Witwe und Mutter von drei Kindern. Womit sie den Grundstein zum unternehmerischen Erfolg des Familienbetriebs legte? Damit, dass sie die damals vielzähligen Wirtshausraufer eigenhändig aus der Gaststube bugsierte, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führte und förderte, Zwistigkeiten vor ihrem Auftreten zu schlichten suchte, ihre familären Aufgaben nie aus den Augen verlor, den Gast König sein ließ und auf die Qualität und Regionalität ihrer Produkte achtete. Mutig, innovativ und mit Feingefühl. Wer, wenn nicht sie, ist dem Unternehmerinnen-Begriff mehr als würdig.
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